Zwischen Alpenidyll und Klimakrise
Medienanalyse zum #Weltwassertag 2023
Österreichs Unternehmen, Kommunen, Politiker:innen und noch viele mehr generierten rund um den Weltwassertag enorme Aufmerksamkeit für Wasser, als unser aller Lebensgrundlage. Wir haben uns angesehen, welche Themen von wem angesprochen wurden und wie Wasser dabei in Szene gesetzt wurde.
Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt, liefert den erzählerischen Rahmen des diesjährigen Weltwassertages:
Eines Tages brach im Wald ein Feuer aus. Alle Tiere rannten um ihr Leben. Sie standen am Rande der Feuersbrunst und schauten voller Angst und Traurigkeit in die Flammen. Über ihren Köpfen flog ein Kolibri immer und immer wieder zum Feuer, hin und her. Die größeren Tiere fragten den Kolibri, was er denn da mache. „Ich fliege zum See, um Wasser zu holen, damit ich das Feuer löschen kann.“ Die Tiere aber lachten den Kolibri aus und sagten: „Du kannst das Feuer nicht löschen!“ Der Kolibri aber antwortete: „Ich tue, was ich kann.“

Bildquelle: https://www.unwater.org/bethechange/
Hinter dem liebenswerten Protagonisten steht eine ernste Botschaft: Jeder kann einen Teil beitragen. Für uns von META, dem Full-Service Anbieter für Medienbeobachtung und Medienanalyse, war der Weltwassertag Anlass, das zu tun, was wir besonders gut können: Genau hinzuschauen, wie ein Thema in den (sozialen) Medien abgebildet wird.
Insgesamt haben wir im Untersuchungszeitraum 685 bebilderte Beiträge österreichischer Medien und Akteure zum Weltwassertag erfasst und analysiert. 18% davon wurden in Printmedien veröffentlicht, 40% in Onlinemedien & Blogs und 42% über die sozialen Medien.
Wasser in seinen unterschiedlichsten Formen
Die meisten Bilder zeigen Oberflächengewässer (28%), wie Seen, Flüsse oder Bäche. Für besonders hohe Aufmerksamkeit in den sozialen Medien sorgen Aufnahmen aus dem Alpenraum. Tourismusverbände, der Alpenverein oder etwa auch die Großglockner Hochalpenstraße setzen die Gewässer im Hochgebirge gekonnt in Szene und sensibilisieren für die Bedeutung eines besonders sensiblen Ökosystems.
18% der Bilder werfen einen Blick hinter die Kulissen und zeigen die aufwendige Infrastruktur, die zur Bereitstellung von Trinkwasser benötigt wird. Etwa Quellfassungen, das Leitungsnetz, Aquädukte, Wasserbehälter oder Brunnen. 16% zeigen die Infrastruktur auf Seiten der Nutzer:innen, wie Wasserhähne oder Duschköpfe. Der fließende Wasserhahn ist dabei ein häufig wiederkehrendes Motiv.
Eng damit verbunden ist die Darstellung von mit Wasser gefüllten Gefäßen. Auf 23% der Beiträge sehen wir Gläser oder PET-Flaschen. Auch das häufig vorkommende Motiv der zur „Schüssel“ geformten Hände wurde unter dieser Kategorie erfasst.
27% der Beiträge beinhalten eine symbolische Darstellung von Wasser. Dies reicht von einfachen Piktogrammen bis hin zu Infografiken, etwa zur Aufschlüsselung unseres Wasserverbrauchs im Haushalt.
Wasserknappheit und Klimakrise
Bilder von ausgetrockneten Gewässern, wie dem Zicksee im Burgenland und der Achterlacke bei Wiener Neustadt, rücken die Auswirkungen der Klimakrise in das öffentliche Bewusstsein. Warnungen vor den schwerwiegenden Auswirkungen ausbleibender Niederschläge und sinkender Grundwasserspiegel werden dabei von Seiten der Politik, Umweltorganisationen, Feuerwehren und Wasserverbänden geäußert.
Die reichweitenstärkste Zeitung des Landes berichtet anlässlich des Weltwassertages von Wassertransporten Kärntner Feuerwehren an Bauernhöfe und vom Versiegen von Brunnen in Oberösterreich. Wolfgang Nöstlinger, Präsident der österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW), spricht angesichts klimatischer Veränderung von großen notwendigen Investitionen in die Versorgungssicherheit. In diesem Sinne nahm die Wiener Stadtregierung den Wassertag zum Anlass um ein massives Investitionspaket in die Versorgungssicherheit anzukündigen, das etwa einer Erhöhung der Speicherkapazitäten um mehr als 400 Millionen Liter Wasser umfasst.
Wasser als Luxus
Welchen Wert eine gesicherte Versorgung mit Trinkwasser in hoher Qualität hat, zeigt ein Blick auf andere Teile der Welt. Für hohe mediale Aufmerksamkeit sorgte eine Aussendung des Kinderhilfswerkes UNICEF, wonach täglich mehr als 1.000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten sterben, die durch verschmutztes Wasser, fehlende Sanitäreinrichtungen und mangelnde Hygiene verursacht werden.
Nach Angaben der Vereinten Nationen verfügen weltweit über zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Diese Zahl soll gemäß der Sustainable Development Goals (SDGs) bis zum Jahr 2030 auf null gesenkt werden. Organisationen wie das Österreichische Rote Kreuz, CARE Österreich oder World Vision Österreich nutzen den Weltwassertag um auf dieses wichtige Ziel aufmerksam zu machen. 9% der veröffentlichten Bilder im untersuchten Sample zeigen Aufnahmen aus dem globalen Süden.
Überraschung auf politischer Bühne
Der Einsatz für das Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Wasser sorgte auch auf der politischen Bühne für eine handfeste Überraschung: So ist der reichweitenstärkste Social-Media-Beitrag zum #Weltwassertag nicht etwa auf den Walls von Umweltministerin Leonore Gewessler oder Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig zu finden, sondern auf der Seite eines Bezirkspolitikers.
Über 11.000 Likes generiert ein Instagram-Beitrag von Dominik Wlazny in dem er auf eine Kampagne der Non-Profit-Organisation Viva con agua hinweist. Auf Platz zwei rangiert ein Beitrag des Wiener Umweltstadtrats Jürgen Czernohorszky. Der drittplatzierte Beitrag zeigt Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka mit einer Gießkanne. Politiker:innen sind insgesamt auf 14% aller erfassten Beiträge abgebildet.
Knapp jeder zehnte Beitrag zeigt Personen, die in der Wasserversorgung arbeiten. Etwa Angestellte von Wasserwerken, Angehörige von Hilfsorganisationen oder des Bundesheeres, Bauarbeiter:innen bei der Instandhaltung oder Menschen, die ihr Wissen rund um das Thema Wasser an künftige Generationen weitergeben. Der Weltwassertag ist eine gute Gelegenheit diese wichtige Arbeit vor den Vorhang zu holen.
Die Fülle an Akteuren, die sich zum Weltwassertag äußern, zeigt: Das Thema Wasser lässt kaum jemanden kalt. Vom Kindergarten bis zur Universität, vom EPU bis zum multinationalen Konzern, von der Landgemeinde bis zur Hauptstadt. Wir von META schauen auch zum Weltwassertag 2024 gerne wieder genau hin.
Untersuchungszeitraum: 01.03 – 23.03.2023
META-Projektleiter: Klemens Herzog